Altes Fertighaus = Garantie für enthaltene Schadstoffe?

Fertigteilhäuser mit einem Baujahr in den 60er bis Anfang der 80er Jahre entstanden im Gebiet der ehemaligen DDR genau wie auf dem der Bundesrepublik.

Die westdeutschen Fertighäuser der Firmen Streif, Okal und Massa setzten im Aufbau genau wie die ostdeutschen Vorwende-Pendents auf ein Holzrahmenbauweise und eine beidseitige Beplankung. In der Wand zwischen den beidseitig aufgebrachten Platten befand sich die Dämmung.

Gemeinsam ist jedoch allen Fertighäusern aus den Jahren vor 1980 die hohe Wahrscheinlichkeit auf eine Schadstoffbelastung.

Auf Schadstoffe sollte ein älteres Fertighaus vor dem Kauf geprüft werden. Besonders die Schadstoffe, die auf giftige Holzschutzmittel in der Grundkonstruktion oder die Zusammensetzung der konstruktiven Spanplatten zurückgehen, erfordern eine aufwändige Sanierung und sollten am besten beim Kaufpreis miteinkalkuliert werden.

Die typischen Schadstoffe im alten Fertighaus

  • Asbest
  • Künstliche Mineralwolle (alte Mineralwolle)
  • Formaldehyd
  • Holzschutzmittel
  • Schimmel

Es ist schon fast ein trauriger Klassiker. Das ältere Fertighaus riecht zwar alt und muffig, aber die oft ebenfalls betagten Bisherbewohner werden als Verursacher angenommen. Erst, wenn nach einer gründlichen Renovierung der muffige Geruch recht schnell wieder kommt, wird die Ursache wirklich hinterfragt. Dann wird den Käufern der Immobilie erst das Thema Schadstoff als gesundheitliche Gefährdung, aber auch als potentielles finanzielles Risiko bewusst.

Auf diese Schadstoffe sollte ein bestehendes, älteres Fertighaus geprüft werden

Asbest

Das gesundheitsgefährdende Material kann an vielen unvermuteten Stellen im Haus verbaut worden sein. Die Dacheindeckung, Putzträgerplatten an der Hausfassade, Verkleidungsplatten, brandschutzrelevante Elemente und Leichtbauplatten wie Sokalit (DDR) oder Promabest (BRD) können Asbest enthalten. Typisch war auch die Verwendung von Asbest in Putzen, Estrichen und vielen Klebern. In Westberlin und der BRD vor 1990 wurden in vielen Gebäuden auch asbesthaltige Fußbodenbeläge wie Floorflex Fliesen und Cushion Viny verlegt.

Formaldehyd

In vielen Fertighäusern gehören Spanplatten zum konstruktiven Aufbau. Formaldehyd kann gerade bei Spanplatten von vor 1985 in hohem Maße ausdünsten und die Raumluft kontaminieren. Eine lange Bestandzeit ist davor kein Schutz. Spanplatten hören praktisch niemals auf, Formaldehyd auszudünsten.

Giftige Holzschutzmittel

Die umfangreiche Verwendung von Holz und Holzwerkstoffen in alten Fertighäusern wurde vom intensiven Einsatz von Holzschutzmitteln begleitet. Heute wissen wir, dass viele der verwendeten Chemikalien giftig sind und durch Kontamination der Raumluft und des Hausstaubs gesundheitsgefährdend sein können.

Zu den bekanntesten Vertretern der damals eingesetzten, giftigen Holzschutzmittel zählen:

  • Pentachlorphenol (PCP)
  • Lindan
  • DDT

Schimmel

Dringt in ein Fertighaus Wasser ein, kann der entstehende Schimmel jahrelang im vielschichtigen Wandaufbau verborgen bleiben. Vom Schimmel befallen können die Platten des Wandaufbaus, die Dämmung und das Holzständerwerk selbst sein.

Künstliche Mineralwolle

Mineralwolle ist das klassische Dämmmaterial. Frühere, sogenannte „alte Mineralwolle“ wird auf Grund der Fasermaße und -zusammensetzung als krebserregend eingestuft. Die lungengängigen Fasern können nur schwer aus der Lunge abtransportiert werden und benötigen viel Zeit, bis sie biologisch vollständig abgebaut sind.

Schadstoffprüfung und Schadstoffsanierung VOR der energetischen Sanierung

Die Vielzahl an möglichen Schadstoffen im alten Fertighaus zeigen, dass eine Überprüfung und Sanierungskalkulation vor dem Kauf sinnvoll sind.

Wer jedoch bereits seit vielen Jahren in einem älteren Fertigteilhaus lebt, sollte sich spätestens vor einer energetischen Sanierung Gedanken über diese Schadstoffmessung machen. Denn mit der besseren Dämmung und Abdichtung eines älteren Fertighauses fällt der bisherige unfreiwillige Luftaustausch weg und die bestehenden Werte eventueller Schadstoffkonzentrationen in der Raumluft erhöhen sich.